Zum Inhalt springen

ProduktionsstART: Gewinnerprojekte 2023 stehen fest

None

Schlagzeuger und Komponist Felix Stachelhaus wird eine Musiktheaterproduktion zum Thema Selbstoptimierung erarbeiten. Filmemacherin Faezeh Nikoozad porträtiert in einem Dokumentarfilm die Freundschaft und die Geschichten dreier iranischer Frauen.

ProduktionsstART ist ein dritter Baustein in der nachhaltigen Künstler:innenförderung der Claussen-Simon-Stiftung und wurde 2022 anlässlich unseres 40-jährigen Jubiläums ins Leben gerufen: Aufbauend auf dem einjährigen stART.up-Arbeitsstipendium und der sich möglicherweise daran anschließenden Projektförderung in einem zweiten Jahr, adressieren wir mit ProduktionsstART exzellente Künstler:innen aller Sparten in ihrer professionellen Weiterentwicklung bei einer (ersten) Großproduktion. Gefragt sind insbesondere Projekte, die neue künstlerische und ästhetische Formate umsetzen, gesellschaftlich relevante Themen behandeln und diese auch im Produktionsprozess, beispielsweise bei der Teamzusammensetzung und im Ressourcenumgang, mitdenken.

In diesem Jahr wählte die vierköpfige Jury, bestehend aus Dr. Pit Hosak, Abteilungsleiter Kunst, Kreativwirtschaft, Erinnerungskultur und Kulturprojekte in der Behörde für Kultur und Medien Hamburg und Dr. Christian Kuhnt, Vorstandsvorsitzender sowie Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals, sowie Dr. Jenny Svensson, Bereichsleitung Kunst & Kultur und Maria Eplinius, Bereichsleitung Dialog & Perspektive, zwei künstlerische Vorhaben aus: 

"SUCCESS – eine spätkapitalistische Beratungskantate für 6 Erfolgsfanatiker:innen und depressiven Chor" ist eine Musiktheaterproduktion unter der künstlerischen Leitung des Komponisten Felix Stachelhaus (Alumnus stART.up-Jahrgang 2020/2021) in Kooperation mit dem Berliner Ensemble für zeitgenössische Musik LUX:NM und dem Hamburger A-Cappella-Chor DooDooBa!. Die Produktion wird im LICHTHOF Theater Hamburg und im Kesselhaus Berlin im Sommer 2024 gezeigt werden. Zeitgenössische Ensemble- und Chormusik wird verbunden mit einer satirischen Überzeichnung des Habitus der Erfolgsberatungsszene einerseits und eines strukturellen Determinismus andererseits. Aus dem Aufeinandertreffen dieser Positionen bezieht "SUCCESS" seine musikalische Ideologiekritik am Imperativ der Selbstoptimierung.

"Portrait einer Freundschaft" (AT) ist der erste abendfüllende Dokumentarfilm der freiberuflichen iranischen Filmemacherin und Videokünstlerin Faezeh Nikoozad (stART.up-Alumna Jahrgang 2020/2021), die seit 2009 in Deutschland lebt. Der Film erzählt die Geschichte von Faezeh und ihren beiden iranischen Freundinnen, den Filmemacherinnen Narges und Hamideh. Während Hamideh den Iran nicht verlassen kann, floh Narges aus politischen Gründen nach Deutschland und kann nicht mehr zurück. Faezeh verließ den Iran, um in Deutschland zu studieren, und ist die Einzige der drei, die sich in beiden Ländern aufhalten und beide Freundinnen sehen kann. Doch mittlerweile überkommt sie an beiden Orten das Gefühl der Fremde. Seit im Herbst 2022 politische Unruhen den Iran so stark wie nie zuvor erschüttern, verstärkte sich dieses Gefühl der inneren Ortlosigkeit abermals. Der Film begibt sich auf eine Reise zwischen den Welten. Beleuchtet werden drei Freundinnen, drei Entscheidungen und drei Perspektiven auf das, was Heimat, Migration und Exil bedeuten. Die Produktionsfirma Fünferfilm produziert "Portrait einer Freundschaft", er wird 2023 gedreht und 2024 in die Postproduktion gehen.

Jenny Svensson, Bereichsleitung Kunst & Kultur in der Claussen-Simon-Stiftung: "Ich freue mich sehr, dass wir zwei in der Qualität herausragende, aber auch sehr unterschiedliche Projekte auszeichnen konnten. Der Dokumentarfilm von Faezeh Nikozaad stellt das Thema der Freundschaft und die Frage nach Heimat – verbunden mit einer starken Poetik der Bilder – in den Mittelpunkt. Dadurch werden die gesellschaftliche Relevanz und die Brisanz der Situation im Iran umso eindringlicher, ohne dass der Film explizit politisch ist. Die Musiktheaterproduktion des Komponisten Felix Stachelhaus nähert sich dem Thema Selbstoptimierung und Depression mit Humor und Musik und verspricht, einen klugen und ästhetisch anregenden Rahmen für die Beschäftigung mit komplexen Themen zu schaffen."