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Claussen-Simon-Wettbewerb für Hochschulen
Claussen-Simon-Wettbewerb für Hochschulen

 

Projekttagebuch der Universität Hamburg

"It’s up to us! Selbstreflexionen zum medialen Umgang mit Kulturgütern in sozialen Netzwerken"

Gewinner beim Claussen-Simon-Wettbewerb für Hochschulen 2016
Projektleiterin: Prof. Dr. Martina Seifert

 

It’s up to us! Selbstreflexionen zum medialen Umgang mit Kulturgütern in sozialen Netzwerken

Prof. Dr. Martina Seifert, Universität Hamburg

  
1. AUSGANGSLAGE

Die Klassische Archäologie bietet als kleines Fach den Studierenden die vorteilhafte Möglichkeit des Wissenserwerbs in kleinen Lerngruppen in enger Kooperation mit den Lehrenden. Das Studium zeichnet sich durch einen hohen Theoretisierungsgrad bei gleichzeitig implementierten Praxisanteilen aus. Die zunehmende Technisierung des wissenschaftlichen Alltags durch Digitalisierung und die Verwendung sozialer Medien bietet aktuell eine große Chance für das partnerschaftliche forschende Lernen im Fach. Das Projekt „It’s up to us! Selbstreflexionen zum medialen Umgang mit Kulturgütern in sozialen Netzwerken“ will privates Film- und Fotomaterial von archäologischen Weltkulturerbestätten als eine bisher im Fach ungenutzte wissenschaftliche Ressource erschließen und ein interaktives, frei verfügbares Format mit Aktualitätsbezug unter Nutzung sozialer Netzwerke entwickeln.

Nach dem Prinzip des medialen Teilens sollen die Mitwirkenden Bildmaterial zu verabredeten Themenschwerpunkten bereit- oder herstellen, hierzu ebenfalls interessierte Dritte einladen und in dem entstehenden Netzwerk über die Bedeutung dieser Kulturgüter diskutieren. Ziel ist es, die Studierenden über die Vermittlung fachspezifischen Wissens und berufspraxisrelevanter Kompetenzen hinaus zur kritischen Reflexion über die eigene Teilhabe an und über den Umgang mit Kulturgütern in einer globalisierten Welt anzuregen und sie zu motivieren, aktiv an Meinungsbildungsprozessen der Gesellschaft mitzuwirken.

2. THEMA UND KONZEPT

Thema. Bereits 1972 hat die UNESCO das mittlerweile von 191 Staaten unterzeichnete „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ – Welterbekonvention – verabschiedet. Das vorgeschlagene archäologisch-kulturwissenschaftliche Projekt konzentriert sich ausschließlich auf privates Film- und Fotomaterial von griechisch-römischen Ausgrabungsstätten des Weltkulturerbes, welche in der medialen Inszenierung gesellschaftlicher Ereignisse in den drei Themenfeldern Krisen, Klimawandel und Wirtschaftsfaktoren von Bedeutung sind.

Gegenstand. Gegenstand der Erforschung bilden die mediale Wirkungsmacht und die vielschichtigen semantischen Bezüge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die sich beispielsweise an Bild- und Filmaufnahmen von den zerstörten römischen Ruinen von Palmyra (Krisen), an den abblätternden Wandmalereien in Pompeji (Klimawandel) oder an einer in Baugerüste gehüllten Athener Akropolis (Wirtschaftsfaktoren) herausarbeiten lassen. Der eigene Umgang mit Kulturgütern in sozialen Netzwerken und interaktiven Formaten, in denen Informationen nachweislich oft ungefiltert und gleichrangig nebeneinander stehen, soll problematisiert werden.

Fragen. Stammen die in den Medien und sozialen Netzwerken verbreiteten Aufnahmen von Kulturgütern überhaupt von den besagten Orten? Wer hat sie angefertigt? Wer war schon selber dort oder kennt jemanden, der diesen Ausgrabungsplatz besucht hat? Was zeigen die Bilder genau? Welche Funktion und Bedeutung hatten die gezeigten Kulturgüter in der Antike? Wie prägt ihre sichtbare Existenz unsere Gegenwart? Welche Ausschnitte werden mit den Bildern gezeigt, was wird ausgelassen, wie werden die Bilder bearbeitet? Wie, warum und zu wessen Nutzen werden die gezeigten Kulturgüter emotional aufgeladen?

Idee. Die Projektidee möchte sich einerseits die positiven Aspekte der Medien – einfache und großflächige Verbreitung von Informationen und eine Kommunikation innerhalb flacher Hierarchien – zunutze machen, andererseits die Kommunikationsprozesse und die Contents kanalisieren und kritisch hinterfragen. Wichtige Bausteine liefern der persönliche Wissenstransfer (mentoring) und der Wille der Mitwirkenden, Wissenschaft für die Gesellschaft zu öffnen und nutzbar zu machen (citizen science).

Methoden. Den Ausgangspunkt bilden bildwissenschaftliche Ansätze, die im Projektverlauf z. B. durch medienwissenschaftliche- und kulturanthropologische Zugänge erweitert werden sollen.

3. PROJEKTPARTNER UND ZIELGRUPPE

Team. Durch die Selbstverpflichtung auf das Prinzip des partnerschaftlichen forschenden Lernens und des Wissenstransfers über persönliche Beziehungen basiert das Projekt auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Mitarbeiter/innen des Instituts. Außer M. Seifert begleiten das Vorhaben Prof. Dr. R. Krumeich, Dr. N. Leisner, J. Bracker, U. Oldewurtel, N. Babucic, L. Ziemer und F. Schwenn. Die technische Umsetzung und Implementierung der Datenbank mit dem Film- und Bildmaterial, einer dokumentierenden Website mit Tools für Facebook, Twitter und einem Blog unterstützen N. Thiele und F. Hilke (IT-Koordination Fachbereich). Bild- und medienwissenschaftliche Beratung zum Umgang mit digitalen Lernressourcen und sozialen Netzwerken werden von den Kollegen der Kunstgeschichte und der Sozialanthropologie sowie dem EW-Medienzentrum Hamburg eingeholt. Bei der Netzwerkbildung zur Gewinnung des Film- und Bildmaterials sollen als Schulpartner die Gelehrtenschule des Johanneums und andere Hamburger Schulen, unsere Erasmus- und Forschungskooperationspartner und die Arbeitsgemeinschaft „Archäologie und Fotografie“ des Deutschen Archäologenverbands e.V. mitwirken. Zur Einwerbung zusätzlicher fachlicher Expertisen bestehen Kontakte zu externen Experten aus dem Bereich Kulturgüterschutz und zu Vertretern der Film- und Fernsehbranche. Dr. F. Hildebrandt vom Museum für Kunst und Gewerbe unterstützt eine geplante Ausstellung mit thematischem Bezug. Für eine werbewirksame öffentliche Diskussionsveranstaltung soll der gesellschaftskritische Journalist R. D. Precht gewonnen werden.

Für die Koordination des Projektes mit seiner begleitenden Öffentlichkeitsarbeit und die fachliche Unterstützung ist eine halbe wissenschaftliche Mitarbeiterstelle für ein Jahr vorgesehen. Das Einpflegen der Contents in die Datenbank soll eine studentische Hilfskraft übernehmen.

Zielgruppe. Das Vorhaben richtet sich v. a. an Studierende der Klassischen Archäologie im B.A.-Studium der Aufbau- und Vertiefungsphase und im M.A.-Studium. Studierende des Fachbereichs Kulturgeschichte und Kulturkunde und der GW Fakultät sowie Interessierte anderer Fächer sind ausdrücklich willkommen.

4. PROJEKTPHASEN UND VERANSTALTUNGSFORMATE

Phasen. Die Vorbereitung und Bereitstellung der technischen Ressourcen (Anlage Datenbank und Website) erfolgen im Verlauf des WS 2016/17. Die zweisemestrige aktive Projektphase dauert vom SS 2017 bis zum WS 2017/18. Für die Implementierung der konzipierten Open-Source-Datenbank mit den Bild- und Filminhalten und die mögliche Einspeisung von Contents in ein E-Learning-Modul der ARIADNE-Plattform ist eine Nachbereitungs- und Verstetigungsphase von weiteren zwei Semestern vorgesehen.

Veranstaltungsformate. Das Vorhaben setzt an verschiedenen Schnittstellen des Projekt-orientierten forschenden Lernens an und verknüpft unterschiedliche Formate, in denen die Studierenden berufsrelevante Erfahrungen sammeln können und aktiv am Wissenschaftsbetrieb teilnehmen. Die wissenschaftliche Standortbestimmung des Projektes erfolgt durch zwei themenspezifische Seminare („Archäologische Kulturgüter und ihr Schutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ und „Bild- und medientheoretischen Ansätze in der Archäologie“). Zu einer begleitenden Ringvorlesung (z.B. „Medialer Umgang mit archäologischen Kulturgütern“) tragen Hamburger Kolleg/innen und auswärtige Gäste bei. Eine Zusammenstellung und Erschließung des Bild- und Filmmaterials wird im Rahmen einer Arbeitsgruppe zum Thema „Netzwerkbildung und Sammeln“ sowie in Übungen zur Herstellung und Bearbeitung von Contents und zur Vorbereitung einer Ausstellung durchgeführt. Eine Studierendentagung beschäftigt sich mit der kritischen Reflexion und Bewertung der persönlichen Teilhabe am Umgang mit Kulturgütern in sozialen Netzwerken und Medien und bereitet in Workshops die Themen für die interaktiven Plattformen der Website (Facebook, Twitter, Blog) vor. Die Website dient als Schnittstelle zur Öffentlichkeit und zur Dokumentation des Projektverlaufs. Sie wird durch ein studentisches Redaktionsteam gepflegt und redigiert. Mit der Ausstellung und einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung soll das Projekt werbewirksam in die außeruniversitäre Öffentlichkeit Hamburgs hinausgetragen werden und auf die Open-Source-Datenbank aufmerksam machen. Die Vorträge der Ringvorlesung und der Studierendentagung sollen in den institutseigenen Organen publiziert werden.

Die ECTS-Punkte für die Tutorien und Lehrveranstaltungen sind Curriculum-relevant. Sämtliche Veranstaltungsformate werden durch die Studierenden evaluiert.

5. NACHHALTIGKEIT

Formate wie die Open-Source-Datenbank und die Website werden fest an das Institut angebunden. Mittelfristig erfolgt eine Angliederung ausgewählter Inhalte an das E-Learning Modul ARIADNE. Eine Weiterentwicklung und Nachnutzung der Inhalte für weitere Formate und durch Dritte ist jederzeit möglich.

YouTube-Video

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Redakteurin: Martina Seifert

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Auch nach der Ausstellungseröffnung bleibt noch einiges im Projekt zu tun. Der Testlauf von ARCHHIVE mit der Anbindung an die E-Learning-Plattform ARIADNE soll im Wintersemester 2019/20 erfolgen. Hiernach wird sich zeigen, ob weitere Anpassungen und Modifikationen notwendig sein werden. Die Gruppe ist gespannt, wie sich das Format bei der Anwendung bewähren wird. Die Idee einer Abschlussdiskussion mit Gastredner wurde auch noch nicht ganz aufgegeben; vielleicht wäre die Finissage der Posterausstellung an der Universität Hamburg Anfang Dezember hierfür ein geeigneter und realisierbarer Zeitpunkt. Die Ausstellung soll weiterwandern, das heißt, dass die erarbeiteten Inhalte weitergegeben werden, aber nicht mehr im Institut sichtbar sind. Zum Ende des Sommersemesters wurde daher der Vorschlag laut, die Plakate als Booklet im Eigenverlag zu publizieren, online zu stellen und im Hardcover in der Gipsabguss-Sammlung der Klassischen Archäologie auszulegen. Und die Datenbank könnte selbstverständlich mit weiteren Fotos oder mit Videomaterial angefüllt werden. Es geht also weiter…

Redakteurin: Martina Seifert

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Am 17. Juni 2019 war es dann endlich so weit: die Ausstellung „It’s up to us. Selbstreflexionen zum medialen Umgang mit Kulturgütern in sozialen Netzwerken“ wurde eröffnet! Bei Aufnahme der Planungen war noch unklar gewesen, in welchen Räumlichkeiten die Ausstellung stattfinden würde. Als Ausstellungsfläche hatten sich die Ausstellungsmacher*innen das Foyer im Gebäude ESA W der Universität gewünscht, da dort während des Semesters mit großen Besucherströmen gerechnet werden konnte. Leider durften aus Brandschutzgründen im Foyer keine Plakatwände aufgestellt werden. Also erwarb das Institut mit Mitteln der Claussen-Simon-Stiftung brandschutzsichere Aufhängungen, die Din A0-Plakate wurden von der Universitätsdruckerei auf feuersicherem Material gedruckt und die Poster bekamen einen gut sichtbaren Platz an den Wänden im Gang des Archäologischen Instituts.

Dass die Plakate ihr endgültiges Layout erhielten, verdankt das Projekt Debora Oswald, die zum Abschluss noch einmal zwei Arbeitswochen in die Redaktion der Texte und die Gestaltung der Plakate investierte. Bei der Beschaffung der Ausstellungsmaterialien, der Aufhängung der Poster und Gestaltung der Rahmenbedingungen inklusive des Umtrunks haben zahlreiche Studierende und Kolleg*innen mitgewirkt. Ihnen allen sei an dieser Stelle ausdrücklich – vor allem auch für ihr Durchhaltevermögen – gedankt! Bei der Eröffnung wurden die Reden kurz und die Besichtigungen ausführlich gehalten. Es ergaben sich mit den Besucher*innen zahlreiche interessante Diskussionen zum Thema Kulturgüterschutz und Soziale Medien – vor allem aber wurde das Event mit allen Beteiligten und Gästen bis in den späten Abend hinein gebührend gefeiert. Die Ausstellung ist derzeit noch bis Anfang Dezember 2019 zu besichtigen, danach wird sie als Wanderausstellung an zwei Hamburger Schulen weitergegeben werden.

Redakteurin: Martina Seifert

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Die Teilnehmer*innen der Übung von Frank Hildebrandt waren sich am Ende des Semesters einig: Die Vorbereitung der Ausstellung hat zwar viel Arbeit bereitet, aber das für alle zumindest erst einmal auf dem Bildschirm sichtbare Ergebnis hat den Einsatz gelohnt. Noch nicht ganz fertig im Layout - und mit einigen fehlenden Details - entstanden 21 Drafts für Poster, die nach der Endkorrektur und Überarbeitung in A0-Format gerahmt und präsentiert werden sollten. Im ersten Block der Lehrveranstaltung, in dem es um die grundsätzliche Konzeption und organisatorische Umsetzung der Ausstellung ging, profitierten die Studierenden von der langjährigen Erfahrung des Seminarleiters. Die Studierenden erhielten einen fundierten Einblick in gängige Probleme und Fragestellungen der Ausstellungspraxis und des Ausstellungsmanagements.Im zweiten Block stand die Aufarbeitung der Ergebnisse für die Ausstellung an. Eine Herausforderung bestand darin, die wissenschaftlichen Inhalte für eine heterogene Leserschaft verständlich aufzubereiten und in der gebotenen Kürze zu Papier zu bringen. Die Texte sollten informativ, aber nicht zu überfrachtet, gut lesbar, aber inhaltlich nicht zu flach und zugleich spannend, aber nicht sensationsheischend geschrieben sein: kurzum, sie mussten völlig anders als wissenschaftliche Haus- oder Abschlussarbeiten verfasst werden. Danach wurde die passende Bildstrecke ausgesucht und zusammen mit den Texten gestaltet. So manch‘ eine(r) wunderte sich, dass das Werk trotz aller Mühen anfänglich optisch wie eine „Bleiwüste“ anmutete und wünschte, im Vorfeld einen Kurs in der Schreibwerkstatt absolviert zu haben. Abschließend wurde geklärt, wie auf professionelle Weise mit Quellen- und Bildnachweisen verfahren werden muss.

Redakteurin: Martina Seifert

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Im Wintersemester 2018/19 war dann wieder das Durchhaltevermögen der Beteiligten gefragt. Während die Arbeitsgruppe "Netzwerke und Sammeln" ihre Arbeiten mit dem Fotomaterial weitgehend abgeschlossen hatte und die Mehrheit der eingegangenen Fotos als verwendbar eingestuft wurden, kamen die weiteren Ausstellungsvorbereitungen und die Programmierarbeiten an der Website ARCHHIVE vorübergehend ins Stocken. Nach der Überwindung diverser bürokratischer Hürden konnte Fabian Schwenn schließlich mit der Fertigstellung der Website betraut werden. Der Termin für die Abschlussveranstaltung verschob sich zunächst auch immer weiter nach hinten, da auf eine mehrfach hinausgezögerte Zusage eines Gastredners gewartet wurde. Aufgrund von anstehenden Bauarbeiten und der 100-Jahrfeier in der Universität wurden die geplanten Eröffnungstermine im Januar und Mai 2019 abgesagt.Während dieser organisatorischen Durststrecke fand jedoch erfreulicherweise eine inhaltliche Weiterarbeit an den Fragen zum Kulturgüterschutz statt. An der im Fachbereich Kulturwissenschaften durchgeführten Ringvorlesung „Sharing Heritage“ nahmen mit Fanny Opdenhoff zu Pompeji, mit Frank Hildebrandt zum Thema Kulturgüterschutz und Erwerb sowie mit Frank Nikulka zu Fragen der invasiven Erforschung von Kulturerbe drei versierte Kolleg*innen aus den archäologischen Fächern zusammen mit Studierenden aus dem Projekt teil. Einen weiteren Motivationsschub zur Fertigstellung der noch ausstehenden Arbeiten lieferte schließlich eine Evaluation des Projektes durch die Claussen-Simon-Stiftung. Die Evaluation ergab, dass das Vorhaben „It’s up to us“ von den Studierenden durchweg als positive Bereicherung des gängigen Lehrprogrammes empfunden wird und sich die Projektarbeiten als fester Faktor in den letzten Semestern etabliert haben.

Redakteurin: Martina Seifert

Die Problematik um die Panoramafreizügigkeit führte die Arbeitsgruppe "Netzwerke und Sammeln" bei einem nächsten Treffen zu einer weiteren Grundsatzdiskussion über die sog. Commons. Relativ schnell wurde ein Informationsdefizit der Teilnehmer*innen mit Blick auf Begrifflichkeiten, Modelle und theoretische Ansätze deutlich. Zunächst waren sich alle Diskutant*innen einig, dass Fotos von Allgemeinbesitz (Kulturgut) auch von der Allgemeinheit genutzt werden dürfen müssen. Auf die provokante Frage aus der Gruppe, was wäre, wenn Mann/Frau das zulässige Urheberrecht an bestimmten Bildern gelten machen und damit Geld verdienen wolle – schließlich lebten Social Media-Plattformen von Fotos und Bildern und Influencer & Co generierten ein zum Teil erhebliches Kapital – kam eine von sehr unterschiedlichen Weltanschauungen geprägte Diskussion auf. Gearbeitet wurde schließlich mit der Begriffsdefinition, dass unter Commons Ressourcen, die aus selbstorganisierten Prozessen des gemeinsamen bedürfnisorientierten Produzierens, Verwaltens, Pflegens und/oder Nutzens hervorgehen, zu verstehen sind. Gerade wegen der ausgetauschten kontroversen politischen Standpunkte kam die Gruppe zu dem Schluss, dass für den Umgang mit Commons politische Entscheidungen, die in Rechtsvorgaben münden, zwingend vonnöten sind. Die Gruppe beschloss ferner, sich zukünftig intensiver mit den politischen und wirtschaftlichen Aspekten bei der Auseinandersetzung mit Kulturgüter zu beschäftigen.

Redakteurin: Martina Seifert

Die Arbeitsgruppe "Netzwerk und Sammeln" hat sich während des Sommersemesters 2018 mit der Überprüfung und Auswahl des Bildmaterials beschäftigt. In einem ersten Schritt erfolgte die Definition von Kriterien für die Sammlung von Bildmaterial. Neben Fragen nach der Form, der Qualität und dem Format der Bilder wurde der wichtige rechtliche Aspekt der Panoramafreiheit besprochen. Nicht von allen für das Projekt relevanten Stätten dürfen selbst angefertigte Fotos von Kulturgütern veröffentlicht werden (keine Panoramafreiheit herrscht z.B. in Griechenland und in Italien). Mehrere Stunden wurden darauf verwendet, die rechtlichen Implikationen der Panoramafreiheit zu verstehen und für das Vorhaben verständlich zu machen. Den Teilnehmer*innen wurde bewusst, dass es sich bei etwaigen Verstößen nicht „nur“ um Kavaliersdelikte handelt, sondern um Rechtsvergehen, die geahndet werden können. In diesem Zusammenhang wurde auch über wissenschaftliche Ethik auf Grundlage der Kriterien der Deutschen Forschungsgemeinschaft gesprochen.

Nach der Klärung dieser Grundsatzfragen galt es, die Bilderflut einigermaßen zu systematisieren und zu ordnen. Als Ausgangsbasis für die Auswahl der Bilder von archäologischen Stätten des Weltkulturerbes diente die Liste der UNESCO-Welterbestätten aus den Seminaren, deren Orte nach ihrer Zugehörigkeit zu den von den Studierenden identifizierten Problemfeldern Klima, Politik und Wirtschaft geordnet wurden. Für den ersten Durchlauf wurden fünf Orte (Akropolis von Athen, Palmyra, Paphos, Pompeji und Trier) ausgewählt und die Bilder technisch für das Einpflegen in die beiden Datenbanken (RRZ-Server und Google Drive) vorbereitet. Insgesamt nahmen diese Vorbereitungen mehr Zeit in Anspruch, als von den Beteiligten zuvor angenommen. Überlegt wurde, ob ein praktikableres Vorgehen bei der Operationalisierung möglich wäre – die Gruppe kam allerdings zu dem Schluss, dass eine separate Sichtung und Prüfung jedes einzelnen Fotos unumgänglich sei.

Redakteurin: Martina Seifert

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It’s up to us! Vorbereitung einer Ausstellung – Seminarinfo von Frank Hildebrandt

Selbstreflexionen zum medialen Umgang mit Kulturgütern in sozialen Netzwerke‘ haben im vergangenen Semester in Seminaren und Arbeitsgruppen bereits zahlreiche Arbeiten geleistet, u. a. eine Auswahl von eingehender zu betrachtenden UNESCO Weltkulturerbestätten vorgenommen, die Stätten überblicksartig fachlich besprochen und die Auswahlkriterien der UNESCO erörtert. Des Weiteren wurden grundsätzliche Fragen zur Anfertigung von Bildern, Sinn und Zweck, Unterschieden privater und öffentlicher Bilderstellungen diskutiert. Der Verlauf des Projekts und bisherige Ergebnisse wurden bereits per Projekthomepage dokumentiert und stehen somit in Teilen der Öffentlichkeit zur Verfügung. Diesen hohen partizipativen Anteil gilt es auch in der Übung fortzuführen. Das Projekt und seine Ergebnisse sollen zielgerichtet in eine Ausstellung umgesetzt und der Öffentlichkeit am Ende des Projekts präsentiert werden. Die Übung verfolgt daher zwei Ziele: erstens die grundsätzliche Konzeption und (organisatorische) Umsetzung einer Ausstellung, zweitens die Aufarbeitung der Ergebnisse für eine solche Ausstellung.

Redakteurin: Martina Seifert

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It’s up to us! Medialer Umgang mit archäologischen Kulturgütern – Krisen, Klimawandel, Wirtschaftsfaktoren – Zwischenbericht von Constantin Müller

In der ersten Seminarsitzung wurden, nach einem Kurzreferat zur NGO Blue Shilde, die Begriffe Ikonoklasmus, Denkmalsturz und Kulturvandalismus anhand von Beispielen erklärt. Im Anschluss erörterten die Studenten, nach einer kurzen Einführung, in zwei Planspielen die Einführung von Kunstschutzoffizieren für die Bundeswehr und die Situation unmittelbar vor der Eroberung des IS in Palmyra. Ziel hierbei war es die kritische Auseinandersetzung mit dem medialen Umgang zu diesen Themen zu üben.
Nach einem Kurzreferat über die Charta von Venedig wurde die Organisation des internationalen Kulturgüterschutzes anhand von Beispielen aus Hamburg (Harburger Schloss) und Serbien (Felix Romuliana) vorgestellt.
Die dritte Sitzung zum Umgang mit militärischer Erinnerungskultur begann mit der Vorstellung der den Kulturgüterschutz betreffenden Artikel der Haager Landkriegsordnung. Im Anschluss wurde der aktuelle Fall Joan Howard´s in den Medien diskutiert. Den Sitzungsschwerpunkt bildeten die medialen Präsenzen zu den Gedenktagen in Großbritannien und Deutschland, sowie zu den Denkmalstürzen von Bürgerkriegsdenkmalen in den USA.
Beginnend mit der aktuellen Berichterstattung über den Abriss sowjetischer Denkmäler in Polen wurden verschiedene antike und neuzeitliche Beispiele der Damnatio Memoriae vorgestellt. Hierbei standen die unterschiedlichen Intentionen der Akteure, sowohl bei der Errichtung als auch bei der Zerstörung bestimmter Denkmäler und der verbreiteten Bilder im Fokus. Auch wurden Planspiele zu möglichen Denkmalabrissen und deren möglicher Medienpräsenz durchgeführt.
Bezugnehmend auf die Haager Landkriegsordnung (HKL) bildete der Kulturgüterschutz bei militärischen Konflikten das Thema der fünften Sitzung. Hierbei wurden Fallbeispiele aus der Antike (Jerusalemer Tempel), des Mittelalters (Bagdad 1258) und der Neuzeit (Akropolis von Athen, Pekinger Sommerpalast, sowie Beispielen des 1. und 2. Weltkrieges, sowie des Kunstschutzes der Wehrmacht) anhand der HKL bewertet. Dem folgte ein Hauptreferat zum Central Collecting Point der US-Armee in Wiesbaden. Hierbei wurde auch die Vorgehensweise der ‚Monuments, Fine Arts, and Archives Section‘ der US-Armee vorgestellt.
Der Kulturgüterschutz Unterwasser wurde anhand der UNESCO Konvention 2001 und der Arbeitsweise verschiedener NGO´s wie zum Beispiel der Nautical Archaeology Society und der Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Unterwasserarchäologie vorgestellt. Anschließend stand der Schutz von Kulturgütern unter Wasser allgemein, wie auch die Thematisierung in verschiedenen Unterhaltungsformaten im Zentrum (Fernseh-Dokumentationen, Spielfilme). Den Abschluss bildeten zwei Diskussionen zum Umgang mit Wracks und zwei Planspiele, wobei hierbei die Studierenden als Mediatoren für den Kulturgüterschutz auftraten.
Organisation und Arbeitsweise der NS-Raubkunstorganisationen (Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, SS-Ahnenerbe) sowie die bis heute andauernde Problematik der Restitutionen und das teilweise Desinteresse der Medien bildeten die siebente Seminarsitzung.
Die anschließende Sitzung behandelte das Thema Beutekunst mit dem Schwerpunkt der sowjetischen Trophäen-Brigaden, wozu ein Hauptreferat deren Historie und Medienpräsenz nach 1990 thematisierte. In einem Kurzreferat wurden zuvor die Unterschiede zwischen Schatzregal und Hadrianischer Teilung dargestellt.

Redakteurin: Martina Seifert

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It’s up to us! Medialer Umgang mit archäologischen Kulturgütern – Krisen, Klimawandel, Wirtschaftsfaktoren – Seminarinfo von Constantin Müller

In der täglichen Nachrichtenflut rücken archäologische Kulturgüter immer mehr in den Fokus; in den sozialen Netzwerken werden die Informationen und zugehörigen Bilder von Tausenden rezipiert und geteilt. Häufig scheint es so, als überwiegen negative Berichterstattungen. Im Gedächtnis bleiben vor allem politisch motivierte und entsprechend inszenierte Zerstörungen von Denkmälern, wie sie vom sogenannten Islamischen Staat in Syrien und dem Irak durchgeführt worden sind. Anhand von verschiedenen Fallbeispielen soll im Seminar untersucht werden, welche Medienpräsenz archäologische Kulturgüter heutzutage erreichen und welche Rolle sie für die moderne Erinnerungskultur spielen.

Redakteurin: Martina Seifert

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Die Website ARCHHIVE nimmt endlich Gestalt an! Die Gruppe hatte ja verabredet, ein archäologisches Bild- (und nun auch) Videoarchiv anzubieten, das die Besucher/innen der Website selber mitgestalten können. Für eine Systematisierung und Hierarchisierung von Informationen auf der Website war u.a. ein Kriterienkatalog angelegt worden, der im laufenden Semester von der Gruppeweiter verfeinert werden konnte. Eine wichtige Rolle bei der Visualisierung spielt die räumliche Verortung der Fundplätze. Im Seminar wurden von den Teilnehmer/innen digitale Karten und Pläne erstellt, die die genaue Position der jeweiligen Monumente anzeigen. Neben den Bildern von den archäologischen Fundorten selber werden allgemeine Informationen zu den Stätten angeboten und spezifische Fragestellungen und Problemfelder näher betrachtet. Die erarbeiteten Kategorien beleuchten die im Projekt vorgegebenen Themen Klima, Politik und Wirtschaft und stehen in einem direkten Bezug zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen.

Für die technische Umsetzung mussten wir uns wegen personeller Umbesetzungen im Seminar jetzt doch externe Hilfe suchen. Dankenswerterweise hat sich der Informatiker André Buse bereit erklärt, die Konstruktion und das Design der Seite zu übernehmen. Der erste Entwurf wurde bereits im Seminar vorgestellt und zusammen mit Nikola Babucic, Frank Hildebrandt und Martina Seifert diskutiert. Zu klären sind derzeit noch administrative Fragen zur Implementierung der Seite im Rahmen der Vorgaben des RRZ der UHH. Bei ihrem offiziellen Start soll die Website ja eine Funktion zum Hinzufügen eigener Bilder, Videos und Texte anbieten, die nach einer Überprüfung durch die Administratoren veröffentlicht werden. Die Umsetzung der gültigen Rechtsvorschriften steht in diesem Zusammenhang auch noch aus und wird während der vorlesungsfreien Zeit geklärt werden.

Redakteurin: Martina Seifert

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Bei der diesjährigen Preisverleihung der Claussen-Simon-Stiftung 2017 konnten sich die eingeladenen Teilnehmer/innen von ‚It’s up to us‘ zum ersten Mal den Film zu unserem Projekt ansehen. Mit etwas gemischten Gefühlen wegen der ungewohnten eigenen medialen Präsenz haben wir uns die gelungene Produktion von Frau Hollensteiner und ihren Kollegen angeschaut! Herzlichen Dank hierfür! Gerne haben wir auch die Gelegenheit wahrgenommen, die Projekte der neuen Preisträger/innen kennenzulernen und uns mit einigen Vertreter/innen über ihre Ideen zu unterhalten.

Redakteurin: Martina Seifert

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Das Wintersemester 2017/18 hat einige Veränderungen für das Projekt mit sich gebracht. Jacobus Bracker hat im Oktober einen Forschungsaufenthalt angetreten und ist von Nikola Babucic auf der Koordinationsstelle abgelöst worden. Zusammen mit Constantin Raupach wird er die inhaltliche Gestaltung der Website und die Bestückung der Datenbank übernehmen. Die Netzwerkgruppe Sammeln hat weiter Bestand und freut sich über neue engagierte Teilnehmer/innen. Die beiden Themenseminare werden von Dr. Frank Hildebrandt vom Museum für Kunst und Gewerbe und Constantin Müller MA durchgeführt. In diesen Veranstaltungen wird die Ausstellung im Frühjahr 2018 vorbereitet und die Ringvorlesung inhaltlich begleitet. Die Teilnehmer/innen kommen in beiden Veranstaltungen mittlerweile aus dem gesamten Bereich der Kultur- und der Geisteswissenschaften, was wir als Erfolg des Projektes verbucht haben.

Allerdings besuchen nur wenige Teilnehmer/innen aus dem Sommersemester ebenfalls die neuen Seminare. Das bedeutete für den Semesterstart, dass wir nicht sofort volle Fahrt aufnehmen konnten, sondern außer dem Briefing der neuen Seminarleiter die wesentlichen Fragestellungen und Ergebnisse der vorangehenden Projektphase an alle neuen Mitglieder kommunizieren mussten. Das Kernteam hat diese Gelegenheit für eine Standortbestimmung benutzt. Mittlerweile sind über 1200 Bilder eingegangen und wir mussten uns mit der Frage auseinandersetzen, ob wir die ausgewählten 15 Welterbestätten wirklich in einem ersten Durchlauf bis zum März 2018 in die Datenbank einspeisen können werden. Vereinbart wurde, zunächst eine noch festzulegende Obergrenze an Bildern für einen internen Testlauf der Datenbank zu verwenden. Den nächsten wichtigen Schritt bilden die Bestimmung eines Redaktionsteams und die Ausarbeitung von Inhalten für die Website.

Redakteurin: Martina Seifert

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Kurzfristig ist das Projekt It’s up to us von August bis September in eine Art Sommerloch gefallen. Nachdem die Datenbank und die Website von Fabian Schwenn, Nils Thiele und Jacobus Bracker vorbereitet worden waren und ein erster Testaufruf an die Seminarteilnehmer/innen zum Bildersammeln gestartet worden war, verabschiedeten sich die meisten Projektteilnehmer/innen erst einmal in den Sommerurlaub und auf die anstehenden Ausgrabungen. Diese Atempause ermöglichte es einer kleinen Gruppe, sich über die notwendigen formalen Standards des Bildmaterials zu verständigen und einen ersten Vorschlag für das Frontend der Website zu erstellen. Auch wurden noch einmal die rechtlichen Rahmenbedingungen festgelegt, die eine wichtige Voraussetzung für die Open Source-Nutzung des Bildmaterials bilden. Das erste Bildmaterial aus Beständen der Dozent/innen konnte schließlich gesichtet und mit Meta-Daten versehen werden.

Für die Ringvorlesung wurden schließlich die Vortragstermine beginnend mit Januar 2018 festgelegt. Die Gruppe entschloss sich, sowohl im Kulturgüterschutz tätige Personen einzuladen, als auch eine Auswahl an Personen, die sich mit den rechtlichen Konsequenzen und Rahmenbedingungen von Kulturgüterschutzverletzungen auseinandersetzen. Allgemeiner Wunsch war es, auch mit Ansprechpartnern von der UNESCO Kontakt aufzunehmen. Noch unklar blieb, wie die studentische Tagung, die im April die Ausstellung begleitet, strukturiert werden soll und welches Thema im Fokus stehen wird. Es wurde beschlossen, mit diesen Entscheidungen auf die Mitarbeit der neuen Seminarteilnehmer/innen im Wintersemester zu warten.

Redakteurin: Martina Seifert

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Am Ende des Seminars haben wir noch einmal die drei großen Themenkomplexe ‚Politik, Wirtschaft und Klima‘ in Bezug auf den Kulturgüterschutz diskutiert. Die Recherchen und Analysen der veröffentlichten Meinungen waren in den Referaten nicht in die Tiefe gehend bearbeitet worden, sondern es war versucht worden, eine generelle Vorstellung über die Verwendung von Bildmaterial am jeweiligen Ort zu gewinnen. Etwas enttäuschend erschien der Gruppe nach wie vor die geringe Qualität und Quantität der Bilder von Kulterbestätten in den sozialen Medien und den offiziellen Webauftritten der jeweiligen Orte. Hier müsste deutlich mehr journalistische Arbeit geleistet werden. Besonders auffällig war dies am Beispiel der medialen Aufbereitung von Paphos als European Capital of Culture 2017.

Die Liste der ausgewählten Beispiele soll nun an die Arbeitsgruppe ‚Netzwerke und Sammeln‘ übermittelt werden. Über die E-Learning-Plattform AGORA sind die Teilnehmer/innen beider Seminare bereits miteinander vernetzt. Während der vorlesungsfreien Zeit soll ein Aufruf zum Einsenden privaten Bildmaterials erfolgen. Außerdem soll die Ringvorlesung vorbereitet werden, die in der zweiten Hälfte des Wintersemesters 2017/18 stattfinden wird. Die Teilnehmer/innen wollen sich hierzu kurz vor Beginn des neuen Semesters zusammensetzen, um die Auswahl der Redner/innen zu verabreden. In einer abschließenden Evaluation der Lehrveranstaltung wurde ein positives Fazit gezogen: das Seminar hat einen Einblick in ein Wissensgebiet vermittelt, das im Lehrplan sonst nicht in dieser Form curricular verankert ist, aber ein hohes Erkenntnispotenzial besitzt. Inwieweit sich der eigene Umgang mit sozialen Medien durch die Veranstaltung verändert hat, wurde abschließend kritisch reflektiert.

Redakteurin: Martina Seifert

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Durch die anthropogen induzierten Veränderungen der Umwelt – insbesondere durch die Luftverschmutzung - ist die Bausubstanz vieler archäologischer Denkmäler erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden und manche Bauten haben zum Teil irreparable Schäden genommen. Manche Denkmäler befinden sich in dauerhafter Reparatur, so die Porta Nigra in Trier oder die Akropolis in Athen. Ein erschreckendes Bild – zumindest aus Sicht der Seminarteilnehmer/innen – bietet sich mittlerweile in Pompeji. Beeinträchtigt durch mutwillige Zerstörungen/Vandalismus im Zuge des Massentourismus und Klimaveränderungen sind viele der mit reichen Wandmalereien und Mosaiken ausgestatteten Häuser heute für das öffentliche Publikum gesperrt. Im Seminar wurde die Frage diskutiert, was die Kulturgüter den Menschen jenseits ihrer touristischen Verwertung wirklich ‚wert‘ sind.

Einen anderen Eindruck gewinnt man dagegen von der sizilischen Stätte Agrigent. Hier wurden und werden aufwändige Restaurierungsarbeiten zum Erhalt der Tempelbauten im Archäologischen Park vorgenommen. Den Recherchen der Referent/innen zufolge fließen öffentliche Mittel im Lande jeweils offenbar leichter, wenn das Label „Weltkulturerbe“ an den Hinterlassenschaften prangt. Also geht es hier auch wieder um Kulturschutz gepaart mit Wirtschaftlichkeit. Eine spannende Frage ist, wer konkret von den diversen Maßnahmen profitiert. Die Bilder, die von den genannten Stätten von der UNESCO veröffentlicht wurden, und welche in verschiedenen Variationen in den Printmedien und im Netz auftreten, sind wiederum von eher schlechter Qualität. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass Wissenschaft in diesem Kontext weder als Ratgeberin oder Informantin, noch als Entscheidungsträgerin bei der Bewertung der Welterbestätten eine Rolle spielt. Wer sind also die wirklichen Entscheidungsträger? Oder: warum ist die wissenschaftliche Expertise unwichtig?

Redakteurin: Martina Seifert

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Mit Kulturgütern wird Politik gemacht. Ideeller und materieller Wert der zu Kulturgütern von übergeordnetem Interesse erklärten Denkmälern und Landschaften der Weltengemeinschaft greifen hierbei häufig ineinander. Zu den häufigsten Gründen für eine Inschutzstellungsmaßnahme zählen drohende Zerstörungen durch kriegerische Konflikte und anders motivierte Zerstörungen oder durch vom Menschen verursachte klimatische Veränderungen. Ein Beispiel für Inschutznahmen jüngeren Datums sind die archäologischen und religiösen Stätten im ehemaligen Jugoslawien, viele davon liegen im heutigen Kroatien. Der Diokletianpalast in Split gehört hier zu den bekannteren archäologischen Stätten. Vielen Denkmälern, insbesondere den christlichen Kirchen, sind die im Bürgerkrieg zugefügten Schäden heute noch anzusehen.

Blickt man in die Mittelmeerregion und nach Zypern, so fällt auf, dass auf der geteilten Insel seit den 70er Jahren besonders viele archäologische Stätten in die UNESCO-Weltererbeliste gelangt sind. Ein Beispiel hierfür sind das in Südzypern gelegene Aphroditeheiligtum von Alt-Paphos sowie die hellenistische Königsgräbernekropole und der Archäologische Park von Nea Paphos. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Ort zu einem Touristenmagneten und somit zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region entwickelt. In diesem Jahr avancierte Paphos zusammen mit dem dänischen Aarhus sogar zur Kulturhauptstadt Europas 2017. Auffällig in puncto mediale Präsenz der genannten Welterbestätten ist allerdings die geringe Vielfalt und zum Teil schlechte Qualität der veröffentlichen Bilder zu vermerken, die in der Regel in den verschiedenen Publikationsmedien nicht in ihrem topografischen oder zeitlichen Zusammenhang verortet werden.

Redakteurin: Martina Seifert

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Eine völlig neue Erfahrung im Umgang mit Medien (und ihrer Produktion) machte die Gruppe heute bei den Filmaufnahmen durch das Team von Frau Hollensteiner von der Claussen-Simon-Stiftung. Von jedem Projekt wird ein 90 Sekunden langer Kurzfilm angefertigt, der dann zunächst bei der kommenden Preisverleihung im November 2017 und auf der Homepage der Stiftung, danach bei YouTube zu sehen sein wird. Das aus Frau Hollensteiner, Axel und Christian bestehende Team arbeitete hoch professionell. Für die Dreharbeiten bei uns an der UHH wurde ein ganzer Tag angesetzt. Für alle Darsteller/innen war das eine ungewohnte Situation, weil wir normalerweise in geschützten (meint: nicht öffentlichen) Lehr/Lernräumen arbeiten.

Im Unterschied zur selten reflektierten Verbreitung von Bildern durch Einzelpersonen in sozialen Medien und Netzwerken musste zunächst die Einverständniserklärung der Universität für die Dreharbeiten auf dem Campus eingeholt werden. Nach dem Vorliegen der Drehgenehmigung gaben alle Teilnehmer/innen schriftlich ihr Einverständnis zur Nutzung und Veröffentlichung der Bild- und Ton-Aufnahmen durch die Stiftung. Unter den Projektteilnehmer/innen entstand in der Folge eine sehr kritische Diskussion über Urheber- und Nutzungsrechte inklusive des Rechts am eigenen Wort und Bild. Der Prozess verdeutlichte noch einmal mehr, dass alle Bilder oder Aufnahmen Konstrukte sind, die einer bestimmten Zielsetzung dienen und unter festgelegten Rahmenbedingungen entstehen. In diesem konkreten Fall war es den einzelnen Teilnehmer/innen möglich, die Konditionen mitzubestimmen, also zumindest über Mitwirkung und eigene Sichtbarkeit zu entscheiden. In sozialen Netzwerken wird dieses Recht selten beachtet.

Redakteurin: Martina Seifert

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Das Sommersemester ist schon bald vorüber, viele Sitzungen bleiben nicht mehr für die Seminare und die Arbeitsgruppe „Netzwerken“. Mit Semesterbeginn im April hatten wir bereits für alle drei Veranstaltungen Arbeitsräume auf unserer hochschulinternen Lernplattform AGORA eingerichtet. Hier vernetzen wir uns, können Diskussionen führen und vor allem auch Materialien hochladen. Das Prinzip des Teilens und Informierens gilt auch hier! Alle Teilnehmer/innen können den Zugang zu den Arbeitsräumen beantragen und haben auf diese Weise Zugriff auf Literatur und aktuelle Informationen des gesamten Projektes. Viele haben ihre Kurzbeiträge, Referate und sonstige Ideen schon in den Veranstaltungen vorgestellt. Wie wichtig allerdings ein gemeinsames Treffen mit sämtlichen Teilnehmer/innen ist, wurde uns jetzt noch einmal klar, als wir überlegten, was wir für den geplanten Kurzfilm am 14. Juni 2017 vorbereiten müssen und welche Referent/innen für die Ringvorlesung zum Thema ‚Kulturgüterschutz‘ eingeladen werden sollen.

In der letzten Woche haben wir dann mit den Planungen für die vorlesungsfreie Zeit und für das Wintersemester 2017/18 begonnen. Die neuen Lehrveranstaltungen müssen offiziell implementiert und die Lehraufträge erteilt werden. Auch ist die Diskussion noch nicht abgeschlossen, ob wir die Ringvorlesung im Herbst 14tägig oder wöchentlich stattfinden lassen wollen. Momentan ist das Engagement gleichbleibend hoch, aber wie wird das im Wintersemester aussehen? Unklar ist außerdem, ob wir die Veranstaltung zur Herstellung eigener Filmmaterialien wirklich brauchen. Momentan geht das Interesse der Beteiligten eher in Richtung ‚Sammeln und Bearbeiten von vorhandenen Daten‘, Einrichtung der Website, Überlegungen zu den Blogs. Die Arbeitsgruppe unter Leitung von Constantin Raupach wird sich auch während der vorlesungsfreien Zeit regelmäßig treffen und hier noch weitere Vorgaben erarbeiten. Eine Herausforderung wird auch die Gestaltung der Website werden. Gespannt warten wir außerdem auf die Ergebnisse unserer ersten Evaluierung.

Redakteurin: Martina Seifert

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In der Veranstaltung vor Pfingsten hat sich das Seminar noch einmal mit der generellen Frage nach der Rolle visueller Medien im Zeitalter der Massenkommunikation auseinandergesetzt. Ausgangspunkt bildete die Beobachtung der letzten Sitzungen, dass unseren bisherigen Auswertungen zufolge in der globalisierten Welt mit ihren Vernetzungsmöglichkeiten der Zugriff auf Informationen nur vermeintlich größer oder dichter zu sein scheint. Beispiel Kulturgüter: In realiter sind es meistens die gleichen oder ähnlichen Bilder, die von einer Ausgrabungsstätte geschaltet werden. Auch die mitgelieferten Informationen sind zum Teil redundant und inhaltlich nicht weiterführend. Der alltägliche Gebrauch von Bildern wird offensichtlich selten hinterfragt. Was besitzt warum einen Wert? Und für wen? Wird mit einem Selfie vor dem Zeustempel von Olympia ein Bildungsanspruch transportiert oder die simple Botschaft ‚My big Ego was here‘ an die zurückgebliebenen Freunde kommuniziert? Steht der vergleichsweise niedrige Anspruch der Masse in den sozialen Medien einem kritischen Journalismus der veröffentlichten Meinung gegenüber?

Gibt es überhaupt noch einen kritischen, investigativen Journalismus? Im Seminar haben wir darüber gesprochen, dass die affektive Wirkung von Bildern nach den Debatten um den sog. ‚Iconic turn‘ nicht mehr bestritten wird. Die Möglichkeit, Bilder omnipräsent über verschiedene Medien an unterschiedliche Rezipientengruppen zu richten und auf diese wirken zu lassen, bedeutet ein enormes Potenzial für eine Wissensgesellschaft. Wie positionieren wir uns selber, was wollen wir wirklich wissen? Die Bedeutung von Bildern als Instrumente einer politischen Ikonologie erleben wir tagtäglich. Vergeben wir uns als Archäolog/innen, Kulturwissenschaftler/innen und Bildungsinteressierte hier nicht eine Chance mit entsprechendem Bildmaterial und Informationen in die verschiedenen Öffentlichkeiten hineinzuwirken? Archäologie zieht in den Medien immer und auch unsere ausgewählten Stätten des Kulturerbes sind für viele nicht nur touristisches Reiseziel und Sehnsuchtsort. Im Seminar haben wir festgestellt, dass die Positionen der Teilnehmer/innen hierzu je nach Altersgruppe, persönlicher Sozialisation und studiertem Fach sehr unterschiedlich sind.

Redakteurin: Martina Seifert

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Der Slogan ‚Sex sells‘ ist allseits bekannt und entsprechende Bildmotive sind zu Werbezwecken beliebt, aber Kulturgüter als Eyecatcher? In der Tat tauchen Bilder mit Politikern und Prominenten häufig vor der rahmenden Kulisse von Kulturgütern in den unterschiedlichen Medien auf. Verbunden hiermit ist immer eine politische Aussage. So zeigte das Cover des Magazins ‚DER SPIEGEL‘ vom 21. März 2015 eine Fotomontage von Angela Merkel in Gegenwart des Oberbefehlshabers der Wehrmacht vor der Athener Akropolis. ‚Eroberung‘ und ‚Deutschlands Hegemoniebestreben über Europa‘ waren Schlagworte, die in Zusammenhang mit dem provokanten Titelbild in den Medien kritisch diskutiert wurden. Ganz anders dagegen die Fotos von Barack Obama im November 2016, dessen touristischer Besuch in Athen mit dem Wahrzeichen der Stadt, dem Parthenon, im Hintergrund dokumentiert wurde. ‚Garant für die Demokratie ‘ und ‚Harmonie mit den Europäern‘ lautete hier die Botschaft.

Athen, die Akropolis, der Parthenon, Perikles als Inbegriffe der westlichen Demokratie? Welches Wissen über das antike Griechenland, über Archäologie, Geschichte und über politische Denkmäler kann und soll bei den Rezipienten dieser Bilder vorausgesetzt werden? Wem und unterwelchen Umständen ist die multimediale Nutzung von Kulturgütern erlaubt, wann greifen nationale Verwertungsrechte (‚Panoramafreiheit‘)? Mit welchen Mitteln lässt sich die Wirkungsmacht solcher Bilder analysieren und erfassen? Diese und andere Fragen wurden im Seminar diskutiert. Hinzu kamen urheberrechtliche Überlegungen, besonders die Frage nach dem Recht am eigenen Bild und nach den Kriterien des ‚übergeordneten öffentlichen Interesses‘ bewegten die Teilnehmer/innen während der Gespräche. Die Historizität der Bilder stellt eine vollkommen eigene Dimension dar, die unbedingt Berücksichtigung finden muss, so auch die Frage, wer die Bilder in Auftrag gibt und von wem sie geschaltet werden.

Redakteurin: Martina Seifert

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Die Frage, wer autorisiert ist, Bilder für die offiziellen Webseiten der UNESCO-Welterbestätten anzufertigen, hat uns auch zu Beginn der nächsten Sitzung beschäftigt. Tatsächlich übernimmt die UNESCO keine Fotos von Privatpersonen, professionellen Fotografen oder Agenturen. Bevorzugt werden Partnerschaften mit Institutionen, die die Erhaltung von UNESCO-Welterbestätten unterstützen und befördern. Zu überlegen wäre, mit der UNESCO oder einer der besagten Gruppen Kontakt aufzunehmen und den mangelnden Informationsgehalt der Aufnahmen zu thematisieren. Zur Ringvorlesung im Wintersemester 2017/18 sollte unbedingt ein/e Vertreter/in der UNESCO eingeladen werden. Informationen zum Umgang mit Bildern und zur Nutzung von Bildmedien – auch in sozialen Netzwerken – können darüber hinaus bei der Bundeszentrale für Politische Bildung bezogen werden. Über die avisierten Adressaten der Bilder bestand weiterhin keine Klarheit, vermutlich werden Kulturinteressierte und wohl ein eher allgemeines Publikum angesprochen.

Bei der weitergeführten Diskussion der Fallbespiele erwies sich eine Gegenüberstellung der gesammelten Aufnahmen der Römischen Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier und der Denkmäler des Archäologischen Parks von Paphos als sehr interessant. Während die kommunalen Webauftritte der Trierer Stätten sehr professionell und auf ein breites touristisches Publikum hin ausgerichtet sind, präsentiert sich Paphos als Kulturhauptstadt Europas 2017 nur sehr verhalten mit seinen Baudenkmälern und gut erhaltenen Mosaiken. Es sind maximal fünf bis sieben unterschiedliche Motive, die in Print- oder Sozialen Medien oder in den unterschiedlichen Internetberichterstattungen verwendet werden. Die politischen Gründe, warum Paphos seinerzeit in die UNESCO-Liste aufgenommen wurde, spielen augenscheinlich keine große Rolle mehr für die weitere ‚Vermarktung‘ der Kulturdenkmäler. Im Seminar wurde die Frage angeschnitten, wer eigentlich die Stätten auf die Agenda setzt und an den Entscheidungsprozessen zur Aufnahme in die UNESCO-Liste beteiligt wird.

Redakteur: Jacobus Bracker

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In unserer theoretischen Übung haben wir den ersten medientheoretischen Abschnitt mit Überlegungen zum Dispositivbegriff zum Abschluss gebracht. Diskutiert wurden in diesem Zusammenhang der bekannte Text von Jean-Louis Baudry und Platons Höhlengleichnis. Sodann haben wir uns einen Überblick über kommunikationstheoretische Positionen verschafft, um die Rolle des materiellen (Bild-)Mediums im Bedeutungstransfer von Mensch zu Mensch zu umreißen. Diese theoretische Auseinandersetzung ist für unser Projekt wichtig, um zu reflektieren, welches unsere eigenen kontextuellen (wissenschaftlichen, ideologischen, technischen etc.) Rahmungen sind, in denen wir Bildmaterial von UNESCO-Weltkulturerbestätten zu sehen geben und welche Rahmungen auf Seiten der Rezipient*innen vorliegen, so dass am Ende die Wahrscheinlichkeit von Kommunikation erhöht werden kann. Zuletzt haben wir den Atemporalitätsbegriff von Bruce Sterling diskutiert. Dabei ist deutlich geworden, dass wir im Rahmen des Netzwerkes komplex verschachtelte Kommunikationsebenen differenzieren müssen, wenn wir die Bedeutungen herausschälen möchten, die Bilder von Weltkulturerbestätten heute in bestimmten – zum Beispiel politischen – Kontexten erhalten. So geht es einmal darum, sich den möglichen Bedeutungen von Bildern innerhalb antiker Kommunikationsprozesse zu nähern, dann darum, die diachrone Kommunikation zwischen antiken Produzenten und gegenwärtigen Rezipientinnen zu fassen, und schließlich darum, zu analysieren, wie diese Prozesse in den gegenwärtigen Diskurs über diese Denkmäler einfließen. In unserer praktischen Übung haben wir die schon erarbeiteten Steckbriefdaten zu den Bildern noch einmal auf die technische und praktische Umsetzbarkeit hin überprüft.

Redakteurin: Martina Seifert

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In den ersten beiden Sitzungen des Seminars „Kulturgüterschutz“ haben wir uns über die rechtlichen Rahmenbedingungen und Grundlagen der UNESCO World Heritage Bestimmungen und des nationalen Kulturgüterschutzes informiert und eine Liste der World Heritage Denkmäler zusammengestellt, mit denen wir uns näher (Aspekte: Krisen, Klima, Wirtschaftswandel) beschäftigen werden. Ausgewählt haben wir: Paphos, Trier, Athen, Olympia, Pasargadae, Pompeji, Agrigent, Petra, Split, Sabratha, Palmyra, Karthago, Hattuša, Trojaund Çatalhöyük, also alles bedeutende archäologische Stätten, die auch im Studium eine große Rolle spielen. Spannend war in diesem Zusammenhang der erste gemeinsame Verständigungsprozess über Begriffe und Grundlagen, z.B. ‚Was ist Kultur?‘ ‚Was sind Kulturgüter und warum sollen sie geschützt werden? Und von wem?‘. Einen Vorteil bildet hierbei die interdisziplinäre Zusammensetzung unserer Gruppe, die es ermöglicht, verschiedene fachspezifische Perspektiven zu berücksichtigen.

Überrascht waren wir nach der Besprechung der ersten Fallbeispiele. Wir hatten verabredet, nach einer fachlichen Vorstellung der Stätten mit ihren materiellen Hinterlassenschaften zunächst die Gründe der UNESCO Kommission für die Aufnahme in die Liste der Welterbestätten zu diskutieren. Hierbei sollte natürlich der gesellschaftspolitische Hintergrund berücksichtigt werden. Anschließend wollten wir jeweils die mediale Präsenz von Bildern der Orte im Netz und in erreichbaren Printmedien erfassen und ihre Erscheinungskontexte analysieren. Dabei stellten wir fest, dass die offiziellen Seiten der UNESCO im Schnitt 45-49 Bilder in zum Teil schlechter Qualität ohne entsprechende inhaltliche Beschriftung enthalten. Nur mit entsprechender Fach- und Ortskenntnis können die Aufnahmeorte und –inhalte identifiziert werden. Aus dieser Beobachtung entwickelte sich eine sehr kontrovers geführte Diskussion über öffentliches Interesse an Fachinhalten und die Frage, welche Zielgruppen mit den Bildern angesprochen werden sollen.

Redakteur: Jacobus Bracker

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Am Montag haben wir uns in der medien- und bildtheoretischen Übung mit Texten von Harold Innis und Paul Virilio auseinandergesetzt. In der Diskussion ging es vor allem darum, wie die dort angestellten Überlegungen zu Raum, Zeit und Geschwindigkeit in Kommunikationsprozessen unter den technospärischen Bedingungen des Informationszeitalters und des Internets weitergedacht werden können. Die damit verbundene Informationsflut führte uns auch auf das Thema der vorangegangenen Woche zurück, nämlich der kritisch zu hinterfragenden Differenz von Realität und Medienwirklichkeit.

In der heutigen Übung haben wir diese theoretische Problematik an konkreten Fotos von Weltkulturerbestätten durchgespielt und Methoden entwickelt, wie diese Fotos verifiziert werden können, wobei sich einerseits archäologisch-wissenschaftliche wie andererseits bildforensische Methoden ergaben. Damit konnten wir dann auch den Katalog von Steckbriefdaten überarbeiten und um weitere wesentliche Kategorien ergänzen.

Redakteur: Jacobus Bracker

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Am Freitag ging es in unserer Übung Netzwerkbildung und Sammeln darum, die Anforderungen an die Website zu spezifizieren. Wir haben uns darauf verständigt, der Seite zumindest vorerst den Charakter eines geschlossenen Bildarchivs zu geben, auf das in erster Linie die Netzwerkteilnehmer Zugriff haben, die Bildmaterial beisteuern. Nach einer Erprobungsphase könnte immer noch eine Öffnung erfolgen. Die Bilder werden mit einem Steckbrief und einer Kommentierungsfunktion versehen. Die Steckbriefdaten, die in der kommenden Woche erarbeitet werden, bilden die Grundlage für verschiedene Suchfunktionen. Außerdem wollen wir die Bilder geotaggen und die Aufnahmeorte auf einer Karte visuell verorten. Um Ansichtigkeiten nachvollziehbarer zu machen, wollen wir die Möglichkeiten der Verknüpfung mit Kartenmaterial auch auf der lokalen Ebene (Stadtpläne, Grundrisse) prüfen.

Redakteur: Jacobus Bracker

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Am 4. Mai waren wir zu Gast in den Räumen der Claussen-Simon-Stiftung, um an einem Evaluationsworkshop teilzunehmen. Nachdem wir von der Leiterin des Workshops, Frau Edith Halves, in die Grundlagen der Projektevaluation eingeführt wurden, bekamen wir Gelegenheit, in Arbeitsgruppen Planbestandteile unseres Projektes mit den Rahmenbedingungen, Aktivitäten und Resultaten zu korrelieren. Die anschließende Diskussion der (unterschiedlichen) Arbeitsgruppenergebnisse zeigte, dass die Methode der Evaluation, die uns zu intensiver Reflexion unserer Projektarbeit anregte, auf verschiedenen Ebenen unterschiedliche Zielsetzungen der Projektteilnehmer zu Tage förderte, die gegenseitig nicht bewusst waren, aber nun in sehr fruchtbarer Weise miteinander kombiniert werden können. Vielen Dank für diesen erkenntnisreichen Tag!

Redakteur: Jacobus Bracker

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In der Übung „It’s up to us! Bild- und medientheoretische Ansätze in der Archäologie” bei Jacobus Bracker verschaffen wir uns einen Überblick über theoretische Konzepte zu Bildern und Medien, um uns Möglichkeiten zu erschließen, die Wirkweisen der Bilder zu verstehen und wissenschaftlich einzuordnen. Warum berührt oder empört es uns, wenn wir Videos sehen, die uns die Sprengung des Weltkulturerbes in Palmyra zeigen? Welche Medienstrategien werden von den Produzenten dieser Bilder eingesetzt? Welche Verantwortung haben wir als Betrachter? Was bedeutet das für den Umgang mit den Bildern in unserem Projekt? Um das theoretische Fundament zu erarbeiten, lesen und diskutieren wir ausgewählte Texte zu verschiedenen theoretischen Positionen und kontrastieren sie mit unserem Bildmaterial und unseren persönlichen Seh- und Medienerfahrungen.
Im Seminar von Martina Seifert „It’s up to us! Archäologische Kulturgüter und ihr Schutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ werden die Rahmenbedingungen des Kulturgüterschutzes nach der UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt (1972) erschlossen und Untersuchungen angestellt, wie diese speziell ausgezeichneten Stätten des Kulturerbes als referenzielle Bezugssysteme aktuelle gesellschaftliche Diskurse über Krisen, Klimawandel und Wirtschaftsfaktoren (mit)formieren.

Redakteur: Jacobus Bracker

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Nachdem mit dem Beginn des Sommersemesters endlich unser Projekt starten konnte, für das die Claussen-Simon-Stiftung uns ausgezeichnet hat, ist es nun Zeit für unseren ersten Tagebucheintrag! Da wir uns gleich mit vier Lehrveranstaltungen in unsere Aufgaben gestürzt haben, gab es sowohl für Studierende wie für Lehrende viel zu tun.
Den Anfang machten die Übung und das Tutorium „It’s up to us! Netzwerkbildung und Sammeln“ bei Jacobus Bracker und Constantin Raupach. Diese praxisorientierten Veranstaltungen haben das Ziel, ein Netzwerk zugründen, in dem Film- und Fotomaterial von Weltkulturerbestätten gesammelt, wissenschaftlich aufbereit und medial geteilt wird, um es als archäologische Ressource für die Öffentlichkeit zu erschließen. In der ersten Sitzung wurden von den Studierenden drei Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit Networking und Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Aufbereiten und Systematisieren des Bildmaterials und mit der technischen Umsatzung befassen. Die einzelnen Arbeitsschritte und Planungen werden auf einer virtuellen Lernplattform geteilt und diskutiert.