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#Coronazeit #waszählt! #Wissenschaft

Gedanken sortieren - wissenschaftlich arbeiten in Zeiten von Corona

Inga Dreesen, Stipendiatin bei Master Plus

Zugegeben: Es ist nicht leicht, in diesen Tagen wissenschaftlich zu arbeiten und zu forschen – die Universitäten und Bibliotheken sind geschlossen, der Kontakt zu Betreuungspersonen kann nur noch virtuell stattfinden, Forschungsreisen wurden abgesagt und viele Labore geschlossen. Die Gedanken wandern immer wieder vom heimischen Schreibtisch zu denjenigen, die nun alleine sind oder Hilfe brauchen – sollte ich jetzt nicht Oma anrufen, anstatt zu arbeiten? Und obendrein verführt das sonnige Wetter dazu, die Stunden am Computer gegen einen ausgedehnten Spaziergang einzutauschen. 

Sinnvoll ist es, trotz allem die richtige Balance zu finden. Die Lieben beispielsweise anzurufen, für Menschen aus den Risikogruppen einzukaufen oder auch eine kleine Runde rauszugehen, aber dennoch eine Routine im wissenschaftlichen Homeoffice zu finden. Und sich vor Augen zu führen, dass das, was man als Wissenschaftler*in tut, auch in diesen Zeiten relevant ist und – vielleicht unter veränderten Umständen – mit Leidenschaft und Nachdruck betrieben werden kann. Als Kunsthistorikerin bringen mich zum Beispiel die geschlossenen Bibliotheken und Museen an meine Grenzen. Als die Nachricht kam, dass die Staatsbibliothek Hamburg ihre Pforten schließen wird, bin ich auf mein Fahrrad gesprungen und habe um 23.00 Uhr verzweifelt noch alles aus dem Selbstbedienungsbereich ausgeliehen, was irgendwie sinnvoll erschien. Aber wenn ich die Perspektive wechsle, sehe ich auch eine Chance, denn schnell wird klar: Die Digitalisierung darf nicht vor den Geisteswissenschaften haltmachen! Vielleicht wird durch die aktuellen Erfahrungen etwas in unserem Fachbereich angestoßen, das nachhaltig die Forschungsstrukturen und den Onlinezugang zu Literatur und Ressourcen verbessern könnte.

In diesem Sinne nutze ich die Zeit, um meine Gedanken zu sortieren, die erzwungene Entschleunigung als etwas Positives zu verstehen und mich bestmöglich mit der Situation zu arrangieren. Ich drücke allen Wissenschaftler*innen die Daumen, dass wir trotz der Einschränkungen fokussiert bleiben und tolle Forschungsergebnisse erzielen können!

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