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#Bildung #Bildungsgerechtigkeit #Coronazeit #waszählt!

Homees.org – Eine Digitalplattform für Kinder- und Jugendeinrichtungen, die mehr Bildungsgerechtigkeit schaffen möchte

Tanja Ferkau, Gründerin und CEO der IMPCT gGmbH

Eine tiefgreifende gesellschaftliche Krise wie die derzeitige erfordert erhöhten Orientierungsbedarf. Orientierung für Kinder und Jugendliche liefern normalerweise
Eltern oder Erziehungsberechtigte. Sie sind verantwortlich für das ganzheitliche Wohlergehen von Kindern – für Sicherung und Schutz, vor allem aber auch für Bildung und Perspektive.

Kinder und Jugendliche, die aus Familienverhältnissen mit hoher Abhängigkeit von Transferleistungen und diversen sozialen Herausforderungen kommen, wachsen meist bildungsfern und mit unzureichendem Zugang zu Wissen auf. Ihre Zukunftsperspektiven sind eher gering, weil Eltern ihrer Verantwortung für Bildung und Teilhabe ihrer Kinder nicht nachkommen können oder wollen. In diesen Fällen übernehmen Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen Teile dieser Rolle, um diese Defizite auszugleichen. Da diese Einrichtungen jedoch weder räumlich noch zeitlich für alle erreichbar sind und zur Verfügung stehen, erhalten die Kinder und Jugendlichen weder Sicherung und Schutz noch Bildung und Perspektive in ausreichendem Maße. Diesen Zustand zu beheben, ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die uns alle angeht.

Mit der Digitalplattform „Homees“ möchte IMPCT Perspektiven eröffnen und den digitalen Ort schaffen, der diese Kinder und Jugendlichen niedrigschwellig abholt und die Präsenzangebote der Kinder- und Jugendeinrichtungen verlängert und ergänzt. Die 2017 gegründete IMPCT gGmbH ist eine Plattform für systemische gesellschaftliche Veränderung und soziale Innovationen. IMPCT unterstützt und fördert NGOs und Social Businesses auf der einen Seite, berät Wirtschaft, Stiftungen und Politik auf der anderen. „Homees“ baut auf den zwei Säulen Bildung und Krisenbewältigung auf: Im Bildungsbereich liefert „Homees“ Unterstützung bei den Hausaufgaben (Videoconferencing, Chat und individuelle Betreuung) und Hilfe bei der Prüfungsvorbereitung (ESA, MSA, aber auch unterjährige Prüfungen). In der Krisenunterstützung geht es im präventiven Bereich um Beratung bei den Themen Sucht, Depression oder Gewalt – im akuten Krisenfall auch um konkrete Intervention. Akute und präventive Hilfsangebote werden digital aggregiert und – wo notwendig – ergänzt. Zum Beispiel durch einen Notfallbutton, der schnelle Kommunikation und Hilfe ermöglicht.
Momentan wird der Prototyp konzipiert und mit verschiedenen Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendhilfe wie z.B. dem Jugendhaus „Löwenhaus“ des ASB getestet, das von IMPCT bereits seit Sommer 2019 in den Bereichen Strategie, Organisationsentwicklung, Fundraising und Marketing unterstützt wird. Warum ist das gerade im Lockdown so wichtig? Digitale Bildungsangebote sind für bildungsferne Schichten deutlich schwieriger wahrnehm- und erreichbar als für bildungsnahe. In Familien mit gesellschaftlich herausforderndem Umfeld wird dies enorm verstärkt, da dort Verständnis, digitale Kenntnisse und finanzielle Restriktionen die Nutzung und den Zugang zu Endgeräten, Software oder Bandbreite erschweren.

In kaum einem Industrieland bestimmt die soziale Lage eines Kindes so sehr seine Bildungsbeteiligung und seine Bildungschancen wie in Deutschland. Die zunehmende Digitalisierung von Bildung potenziert dieses Problem. Bildung und Zugang zu Wissen finden mittlerweile hauptsächlich digital statt. Für den Einsatz sind bestimmte Kompetenzen notwendig, permanente Weiterbildung und Finanzkraft. Barrierefreien Zugang zu diesem digitalen Gesamtpaket haben die Kinder aus gesellschaftlich herausforderndem Umfeld in der Regel nicht. Im europäischen Vergleich nehmen die deutsche digitale Bildungslandschaft, das Homeschooling und die schulische Ausstattung an Servern, Bandbreite, Hard- und Software wie auch die Digitalkenntnisse der Lehrerschaft keine führende Rolle ein.

Bildung ist oftmals die einzige Option für Kinder und Jugendliche, den Armutskreislauf zu durchbrechen. Seit Corona sind viele von ihnen gänzlich abgehängt, und es wird klar, dass Deutschland in der Digitalisierung der Bildung meilenweit hinterherhinkt. Dies wirkt sich bei der adressierten Zielgruppe besonders verheerend aus. Den Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten eine Teilhabe an Bildung zu ermöglichen, ist nicht nur notwendig, sondern auch ein langfristig nachhaltiges Investment. 
„Homees“ nutzt die Stärken und Vorteile der digitalen Welt und schult gleichzeitig im kritischen Umgang mit derselben, die Digitalplattform trägt dazu bei, den Blick zu schärfen für die Risiken und Gefahren des Internets. Es ist der Ort, der die diversen Angebote von Kinder- und Jugendeinrichtungen, NGOs und Politik digital bündelt, zugänglich macht und ergänzt. „Homees“ ist der sichere Ort, den die Kinder und Jugendlichen benötigen, um ihr Potenzial entfalten und ihre eigene Zukunft erschaffen zu können.

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