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#Bildung #Coronazeit #Kultur #waszählt!

Virtuelle Kunstausstellung statt analoger Vernissage

Julia Ammon, Kunstlehrerin

Für Anfang Mai hatten wir die diesjährige Jahreskunstausstellung des Gymnasiums Buckhorn geplant, als die Ernüchterung bekanntermaßen direkt nach den Märzferien folgte: das Virus, somit eine komplett neue Ausgangssituation und die Einsicht, dass die Veranstaltung einer Ausstellung Anfang Mai utopisch geworden war und abgesagt werden musste. Dies auch zum großen Bedauern der Schüler*innen, die sich sehr gefreut hatten, ihre Kunstwerke zeigen zu können.

Priorität hatte für Lehrende und Schüler*innen zu Beginn des Shutdowns das Einfinden in den neuen Schulalltag mit Wochenarbeitsplänen, in denen auch der Kunstunterricht einen festen Platz einnahm. Dazu gehörte für alle in erster Linie das Fitwerden im Umgang mit dem schulweit implementierten Kommunikationsprogramm Microsoft Teams. Teams ermöglicht uns schulintern mit Klassen oder Lerngruppen über Einzel- oder Gruppen-Chatfunktionen, schriftlich, per Telefon oder Video zu kommunizieren, Aufgaben und Dateien gemeinsam zu bearbeiten usw.

Die anfänglich positive Einstellung der Schüler*innen („Cool, alles online!“) und das aufregende Neue steuerten nach etwa der dritten Woche dem ersten Motivationstief entgegen. Genau an dieser Stelle bot das neue digitale agile Arbeiten selbst die Steilvorlage für die Aktion „ICH – allein zu Haus“. Wir, Lena Plescher, Katrin Klütsch und Julia Ammon, haben aus dem Fachbereich Kunst heraus über die Klassenlehrer*innen die Schulgemeinschaft aufgefordert, auf einem Foto darzustellen, was die zuhause in Quarantäne befindlichen Buckhorner*innen ‚anstellen‘, wenn sie für Wochen die Wohnung/das Haus nicht verlassen dürfen.

Animiert durch die so definierte Aufgabe (gefunden im Fundus des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung und angepasst an unsere Auflagen wie die Unkenntlichkeit von Personen auf den Bildern, technische Standards usw.), stellten wir den eigens bei Teams eingerichteten KUNSTKANAL als „Ausstellungsraum“ bereit. Die Fotos wurden bei zwei Kolleginnen eingereicht und von ihnen kuratiert. Mit 52 Bildern haben wir dann unsere erste virtuelle Ausstellung eröffnet – hausintern für alle Buckhorner*innen. Ein Auszug der kontinuierlich wachsenden Schau ist auf unserer Website zu sehen,

Die Ergebnisse überzeugen mit ihrer Kuriosität, ihrem Humor und der ins Bild gesetzten Kreativität. Wir konnten so die Motivation ankurbeln und das Gefühl vermitteln, weiterhin aktiv an der Schulgemeinschaft teilzuhaben.

Digitales agiles Arbeiten auf diese Weise erweitert unserer Meinung nach klassen- und kursinterne Räume bis hin zu Ausstellungsplattformen. Es ersetzt nicht das gemeinsame Arbeiten im Klassenverband und nicht die unmittelbare Begegnung, aber es ermöglicht zusätzlich einen intensiven Ideen- und Meinungsaustausch der Schüler*innen, der in der analogen Welt oft durchaus weniger geleistet werden kann. Natürlich legen wir dabei Wert auf eine positive Kommunikationskultur auf allen Seiten. Ein Feedback der Schüler*innen zu dieser neuen Arbeits- und Lernerfahrung ist, dass sie die Option schätzen, selbstbestimmter und dann agieren zu können, wenn sie „zuhause mal Ruhe haben“.

Wir haben im Fachbereich Kunst am Gymnasium Buckhorn durch die Corona-Krise die Möglichkeiten, die die Arbeit mit Teams mit sich bringt, deshalb ebenfalls schätzen gelernt, und wir werden das Programm künftig sicherlich sowohl im Regelunterricht als auch mindestens für eine weitere Ausstellung nutzen.

Dennoch: Trotz der digitalen Neuerung werden die Bilder der Regentonnentaucher, Skifahrer, der DJanes gemeinsam mit abstandhaltenden Netflixerinnen, Rasen-Schnorchlern und einem Corona-Hüttenkonzert auch noch einmal in analoger Form im Schulhaus ausgestellt werden – in der Gemeinschaft vor Ort erlebbar, ganz klassisch.

Foto: Carl, Jg. 7

 

Die Claussen-Simon-Stiftung fördert die Kunstpioniere seit mehreren Jahren.

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